Maria-Magdalenen-Kirche Marne

IMG_4769Bereits vor dem 9. Jahrhundert sind die ersten Wurtendörfer (Wurten oder Warften sind künstliche Hügel, trockene Plätze für Mensch und Tier in den Marschen bei Überflutungen) entstanden. Um 1000 n. Chr. wurde durch Eindeichungen neues Land gewonnen. So entstanden Landverbindungen von Wurt zu Wurt. Als Mittelpunkt der alten Marner Wurt, die ursprünglich mit einem Ringwall und einer Tränke versehen war, dürfte der heutige Kirchplatz gelten. In einer Urkunde von 1140 wird „Myrne“ erstmalig erwähnt. Und 1281, im ältesten Verzeichnis der Dithmarscher Kirchspiele, wird „Merna“ als Kirchdorf bezeichnet.

Die Maria-Magdalena-Kirche baute man vermutlich nach der Schlacht von Bornhöved, aus der Dithmarschen als fast unabhängiger Bauernstaat hervorging. Sie entstand auf dem höchsten Punkt der Wurth. Zu ihrem Namen kam die Kirche, weil die siegreiche Schlacht gegen die Dänen am 22. Juli 1227 geschlagen wurde, am Tag der Maria Magdalena. 1904 brach man sie, weil sie baufällig geworden war, ab und errichtete sie innerhalb von zwei Jahren an gleicher Stelle unter der Leitung des Kieler Architekten und Kirchenbaumeisters Wilhelm Voigt neu. Dabei wurden romanische, neugotische und Jugendstilelemente kombiniert. Der Grundriss des Backsteinbaus bildet das lateinische Kreuz (das typische christliche Kreuz: Es unterscheidet sich von allen anderen Kreuzformen durch einen längeren senkrechten und einen kürzeren waagrechten Balken, welcher oberhalb der Mitte den Längsbalken kreuzt) und der Turm ist mit mehr als 61 Metern höher als der Meldorfer Dom (59 m). Es kursiert das Gerücht, dass Marner Kirchenkollegium habe dem Baumeister zwei Auflagen gemacht. Das Gotteshaus solle mehr Sitzplätze haben und der Turm solle höher sein als der Meldorfer Dom. (Da der Meldorfer Dom auf einer Geestzunge steht, ist er auf Normal Null bezogen, immer noch einige Meter höher).

Das bronzene Taufbecken aus der Zeit um 1300 ist das älteste Stück der Kirche. Es wird von vier Figuren auf einem Ring getragen. Am oberen Rand ist in Spiegelschrift ein lateinischer Spruch zu lesen. Übersetzt heißt er: „Wer getauft wird, wird in diesem heiligen Quell gewaschen.“ Die Abendmahlsgeräte sind von 1612. Einige Kunstgegenstände verschwanden im 30-jährigen Krieg. Die Kanzel im Renaissance-Stil aus der Werkstatt des Rendsburger Schnitzers Hans Peper (1603) zeigt in reichem Relief-Schnitzwerk die Geburt, Kreuzigung, Auferstehung Christi und das Jüngste Gericht und ist so eine Zusammenfassung des zweiten Artikels des Glaubensbekenntnisses. Der Altar wurde 1906 erstellt und mit dem Kruzifix und zwei Engeln versehen. Die Orgel wurde ebenfalls 1906 als Renaissance-Doppelwerk erbaut und mit üppigen Schnitzwerken verziert. Das Orgelgehäuse wurde aus dem alten Gotteshaus übernommen. Die Fenster sind der künstlerische Höhepunkt der Ausstattung von 1906. Mit Jugendstilelementen stellen sie die Szenen der Passionsgeschichte dar, in denen auch Maria von Magdala erwähnt wird. Der große Messingleuchter ist von 1990.
Text: Jochen Bufe

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